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Stadtwandern – diesmal in Wien

22.08.2017 Allgemein Keine Kommentare

Aus der sonnenstrahlenden Lichtheit, aus der Hitze der Marchfeldebene herüberkommend, bewege ich mich hinein in das Rauschen der Silberpappeln. Jetzt bin ich in der Lobau. Im Reich der alten Donauarme! Fast schon vergessen ist die trockene Hitze dicht über den weiten Feldern, die ich vorher durchquert habe. Die Empfindungen dieses Sommertages führen direkt in den weiten Raum der Erinnerung. Weit hinter mir der Asperner Löwe.

Warmer Wind auf meinen nackten Armen. Wie damals, in meiner Kindheit. Ich esse Eis im Eissalon am Biberhaufenweg. Es ist derselbe kleine Vorgarten, wo ich mit meinen Eltern als Fünfjährige Halt gemacht hatte. Begehrlich durch die Glasscheibe in die Kühltruhe guckte. Farben: Melonengelb, Pistaziengrün, Schokoladebraun. Zarter Geruch des Rahms, kalt.

Im Weitergehen: verschwunden sind die niedrigen Häuschen am Straßenrand. Ich habe sie vor einigen Jahren in Südrumänien wiedergefunden. Vision einer vergangenen Welt, die fünfhundert Kilometer weiter nach Südosten gewandert war und dort Gegenwart ist. Ärmliches Leben mit staubigen Straßenrändern.

Heute, hier, auf der Ostseite Wiens, ist gleichzeitig der vollkommene Sommertag meiner Kindheit – sorgloses Schauen. Jetzt sind die kleinen Häuser, die damals hinter Holzlattenzäunen tief in ihre Gemüsegärten versunken erschienen aufgestockt zu stattlich-hässlichen Ein- oder Zweifamilienhäusern. Oder sie sind verschwunden und es stehen elegante niedrige Wohnblocks da, in Gärten, wo vorher wilder Wein wuchs.

Mühlwasser: Ich erkenne den Klang der Bäume über der vom Wind gewellten Oberfläche. Und atme Wassergeruch. Wind biegt das Schilf. Wellen in der Mitte des grünen Wassers, blühende Seerosen. Hinein: süßes Wasser, leicht auf der Haut.

22.08.2017

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