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06.12.2021 Allgemein Keine Kommentare

«Wer schweigt, macht sich mitschuldig.»

 

«Tränendes Herz»

 

Fast zwei Jahre lang habe ich mich zu Covid-19 öffentlich nicht geäussert. Auch privat habe ich, nach einigen unangenehmen Erfahrungen mit Bekannten, dieses Thema aus dem Gespräch möglichst ausgeklammert. Es war mir auch peinlich, welch bizarre Dinge manche Menschen erzählten, über die Pandemie und die Welt. Erschreckt haben mich die unhaltbaren Videos und Facebook-Beiträge, die ich zugesendet bekam und die meiner journalistischen Recherche nicht standhalten konnten.

Vor einigen Tagen habe ich meine Meinung zum Schweigen bezüglich Covid-19 geändert. Und das kam so:

An einem dunkler Abend Anfang Dezember telefonierte ich via Internet-Telefonie mit meiner Freundin Zara. Wir hatten uns, auch wegen Covid-19, lange nicht getroffen. Es war schon etwas spät, 21.00. Ich sass im Luzerner Bergland in meiner warmen Arbeitskammer im Lehnstuhl.  Zara ist seit Monaten auf einer kleinen kroatischen Insel im Mittelmeer, in ihrem Ferienhaus. Sie sass in der Küche und sagte gleich anfangs es gehe ihr eigentlich gut, aber – «Ich kann nicht nach Wien zurück» – dort aber lebt sie. In Österreich ist im Moment «Lockdown». Obwohl die Ärztin sei, sagte Zara gleich zu Beginn, verstehe sie immer weniger, was es mit dieser «Plandemie» (!) auf sich habe. «Oh, je!», dachte ich. Auf solchen «Insider-Jargon» der Verschwörungsphantasten und ImpfgegnerInnen reagiere ich mittlerweile innerlich stark mit Abwehr. Zara will sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen. Seit kurzem hat sich ihre Weigerung etwas abgeschwächt, sie hofft auf baldige Zulassung eines der Tot-Impfstoffe.  Nun aber kommt der Winter, die Weihnachtszeit: «Wenn ich nach Wien reisen will, kann ich dann später nicht mehr weg. Denn in Wien wird auf alle Fälle auch weiterhin Lockdown für nicht Geimpfte sein!» Zaras Zorn schwappte unüberhörbar durch den Lautsprecher. Ich spürte, wie sich mein Magen langsam verkrampfte. Ich spürte auch die Enge ihres momentanen Lebens, wie sehr sie sich isoliert hat, die Ausweglosigkeit.

An diesem Abend habe ich mich auf eine «Impf-Diskussion» eingelassen, eigentlich rutschte ich mehr hinein, fragte nach, hörte zu, sagte meine Meinung. Auch warum ich mich hatte impfen lassen:

Den Begriff «Wir» wollte ich in die Diskussion einbringen. «Wir Menschen haben weltweit ein gemeinsames Problem: das Virus». «Wir versuchen doch alle gemeinsam, jede auf ihrem Platz, uns in dieser Pandemie zurecht zu finden, uns zu informieren, zu überleben, dabei dürfen wir aber auch die anderen Menschen nicht vergessen!» Dieser Versuch ein «Wir» mit Zara zu finden, in das Boot einer alten Freundschaft zurückzukommen, ein «Wir Menschen, alle gemeinsam» für uns in diesem Gespräch aufzubauen, zerschellte in den Wellen von Anklagen, auch gegen mich.

Eineinhalb Stunden später war ich völlig zermürbt von Zaras Welt. Ich verstand nicht, wie eine weit gereiste Ärztin eine solche enge Weltsicht von «Schuld sind nur die anderen» hatte annehmen können, anstatt zu sehen, dass das Virus, dass die weltweite Pandemie unser Problem ist. Eine tiefe Kluft entstand zwischen uns, und ich versuchte sie nicht mehr schönzureden. Ich war genervt und dachte: «Warum sind die alle nur so selbstgerecht?» Ich baute an der Kluft, die sich auftat, kräftig mit.

«Diese Kluft», sie verläuft ja mittlerweile durch die ganze Gesellschaft, war nun zwischen Zara und mir. Ich hatte diesen Graben ebenso aufgerissen, wie Zara. Denn schon während des Gesprächs dachte ich einmal: «Mit so jemandem will ich eigentlich keinen weiteren Kontakt mehr haben!» Dieser Gedanke verstörte mich, machte mich in der Nacht kurz schlaflos, ich diskutierte im Traum weiter, hoffte auf eine Lösung. Jedoch war jede Diskussion ergebnislos. Am darauffolgenden Morgen war ich nachdenklich, traurig, ratlos. «Wird der Austausch zwischen Menschen, wie wir ihn jetzt kennen, bald eine Seltenheit werden?»

Meine Motivation, mich impfen zu lassen, war ursprünglich nicht nur mich zu schützen, sondern beizutragen, dass die Pandemie weltweit weniger dramatisch werden könnte. Ob’s stimmt, werden wir erst später erfahren, und wie auch immer es ist, niemand ist schuld!

Mein erster Impftermin war am 1. Mai. Besser hätte ich meine Solidarität mit den vielen Menschen, die weniger gute Voraussetzungen als wir hier in der Schweiz haben, was Gesundheitssystem und Unterstützung im Krankheitsfall betrifft, nicht ausdrücken können. Fand ich zumindest. Ich hoffte, damit einen Beitrag zu leisten, dass möglichst wenige Menschen wegen Covid-19 leiden müssten. Ich hatte mit meinem ganzen Körper, und nach Recherchen über mrna Impfstoffe und reiflicher Rücksprache mit meinem Herzen, auf ein «Wir Menschen» gesetzt. Und ich würde es wieder tun!

Zusatz:

Mir ist noch wichtig hinzuzufügen, dass ich mich seit mehr als vierzig Jahren fast ausschliesslich homöopathisch behandeln lasse. Ich gehe zu Allgemeinmedizinern, die auch Komplementär-Medizin anwenden. Ich kenne die Theorie der Immunisierung durch Erkrankung und würde mich nicht impfen lassen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist.

 

 

Dieser BLOG ist eigentlich der Entstehung meines neuen Buches «freundschaft genossin» gewidmet. Nachdem ich diesen Blog-Beitrag geschrieben hatte, habe ich mich entschieden, auch in dem Buch noch viel konkreter über die diversen Sichtungen in der Pandemie zu schreiben. 

 

Heute beginnt das Experiment «Freundschaft Genossin»

01.02.2021 Allgemein Keine Kommentare

 

Mission Statement

Im literarisch-experimentellen Projekt «Freundschaft Genossin» will ich wieder auf verschiedenen Ebenen forschen. Wie schon bei der Arbeit an den beiden vorhergegangenen Teilen der Roman-Trilogie «Der Pilgerweg heim» und dem kürzlich erschienenen «Bonsai» beginne ich mit wenigen Vorgaben und beobachte, wie sich der Arbeitsprozess entwickelt. Diesmal will ich mich mehr mit der aktuellen sozio-politischen Situation beschäftigen, in der wir leben. Ich mische mich als Schriftstellerin ins Tagesgeschehen ein. Ausdruck davon ist auch die neu erstellte Facebook Seite «Freundschaft Genossin», die sich aber noch bewähren muss.

Themen, die von Anfang an für mich in diesen dritten Teil der Trilogie gehören, die Antrieb für mein Schreiben sind: Kollektiv, Solidarität, bewusste und unbewusste Verbundenheit verschiedener Generationen, Friedensarbeit.

Buddhistischer Grundlagentexte für diesen dritten Teil sind das Bodhisattvacharyavatara von Shantideva, ein buddhistischer Text aus dem Indien des 6. Jahrhunderts und verschiedene Kommentare dazu.

Bücher die ich für mein neues Projekt studierte sind von der Biologin Lynn Margulis – Evolutionstheorie und Gaia-Theorie, Charles Eisenstein – Ökonomie und neuer Ansatz zur Tiefen-Ökologie und Klimachaos. Verschiedene Bücher/Texte zum Thema Ökologie (vor allem: des Waldes) und über Bakterien habe ich teils schon gelesen, teils sind sie noch auf der Leseliste für die kommenden Monate.

Es geht mir bei dieser neuen Kunst-Arbeit darum zu erkunden, wie wir Menschen des beginnenden 21. Jahrhunderts in der Schweiz unsere tiefen sozialen Bedürfnisse nach Verbundenheit, oder Eingebunden-Sein ins Umfeld und die dazu gehörende innere Freundlichkeit nähren, oder eben nicht.

Übungen aus dem Buddhismus: während der Arbeit an diesem Buch, für den Schreibprozess und als dessen Ergänzung praktiziere intensiver als sonst verschiedene Übungen zum Mitgefühl, das sind eigentliche Grundlagenübungen der Ethik, die ich sowohl in Meditations-Sessions aber vor allem im Alltag vermehrt anwenden will, ebenso wie meine tägliche Dzogchen Praxis.