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Von der Magie des Schreibens

26.11.2020 Allgemein Keine Kommentare

 

 

Soeben ist BONSAI, mein neuer Roman, erschienen. Es hat fünf Jahre gedauert, von der Entscheidung den zweiten Teil der Trilogie zu beginnen, bis zur Veröffentlichung. Mit eingerechnet ist dabei die Zeit, in der das Manuskript weggelegt wurde, ich eine Übersetzungsarbeit annahm, oder auch die immer wieder fälligen radikalen Kürzungen und einmal beinahe ein Neubeginn.

Aus eigener Erfahrung mit LeserInnen, aber auch von Kurs-Teilnehmenden, weiss ich, dass von allen Arten des Kunst-Materials die Worte, der Rhythmus und die Magie des Schreibens am meisten unterschätzt werden.

In der westlichen Welt lernen wir sehr früh schreiben. Das Schreiben und das Lesen ist etwas Grundlegendes, etwas, das jeder Erwachsene in Europa benötigt und beherrscht. Daher möchte ich gleich hier klar unterscheiden, mit einem Beispiel: die Malermeisterin, welche die Wand meines Zimmers mit wunderbarem Petrolblaugrün anstreicht, beherrscht zwar das Handwerk des Farbenmischens, kennt die verschiedenen Anstriche, weiss über den Untergrund und die Farben bescheid. Doch wird sie deshalb nicht ohne Vorbereitung eines Tages selbstsicher daran gehen, ein Acrylgemälde im Format 2 x 3 Meter anzufertigen. Sie wird wahrscheinlich sagen: „Vielleicht sollte ich erst Malen lernen?“

Hingegen begegne ich sehr vielen Menschen, die sich vorgenommen haben, kreativ zu schreiben, vielleicht sogar «ein Buch», ohne sich vorher eingehend mit der Arbeit des Schreibens zu beschäftigen. Es herrscht auch die (oft nicht ausgesprochene) Meinung, ein Buch sei wahrscheinlich so etwas wie ein sehr langer Schulaufsatz oder eine weiter ausgedehnte Matura-Arbeit.

Es heißt oft: Wer literarisch schreiben will, soll möglichst viel Literatur lesen. Was nach der Lektüre vieler «wichtiger Werke» passieren kann ist: 1. Man versucht unbewusst den Stil des Lieblingsdichters zu kopieren und schafft es nicht. 2. Man schreibt wie sein eigener Literaturkritiker oder jemand aus der Lesegruppe – ist also ständig innerlich am beurteilen, ein Flow kann sich so nicht einstellen.  3. Das hindernisreichste Hindernis allerdings ist ein anderes: Wer kein Herzensanliegen hat, über das unbedingt geschrieben werden muss, ja, geschrieben werden muss, unbedingt, wird bald das Interesse am Schreiben verlieren. Denn die vielen Stunden von schreiben und wieder ausstreichen brauchen Durchhaltevermögen. Ohne dieses brennende Verlangen eine bestimmte Geschichte, eine Herzensangelegenheit, in Form eines Schriftwerks zu erzählen und in die Welt zu bringen, wird die Idee schnell wieder verdunsten.

Literarisches Schreiben ist Arbeit. Wer sich dem nicht stellen will, wird bald wieder aufgeben. Damit das nicht geschieht, biete ich Kurse zum «Autobiografischen Schreiben» an und «Schreib-Coaching». Ich versuche dabei, die Teilnehmenden aus ihrer «Komfort-Zone» heraus und an die frische Luft zu holen. Wer in die eigene Kraft kommen will, benötigt Herausforderung.

Beim Schreib-Coaching betrachten wir in der ersten Stunde des Kennenlernens das Ziel der Klientin  und eine mögliche Zeitspanne für das Erreichen des Zieles. Dann kommen die vielen Hausaufgaben, die Aufforderung täglich zu üben.

Das ist der Schreibweg, wunderbar!

26.11.2020

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